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Alpenbrevet Platin 2015

Alpenbrevet Platin 2015

276 Kilometern und 7031 Höhenmetern über 5 Alpenpässe.

Radmarathon über den Grimselpass, Nufenenpass, Lukmanierpass, Oberalppass und Sustenpass in der Schweiz.

Nachdem ich beim Ötztaler Radmarathon dieses Jahr keinen Startplatz bekam und den Endura Alpentraum nicht schon wieder fahren wollte, war endlich mal der Alpenbrevet in der Schweiz dran. Da gibt es insgesamt drei Versionen: Silber (3 Pässe, Distanz: 132 km, Höhendifferenz: 3875 m), Gold (4 Pässe, Distanz: 172 km, Höhendifferenz: 5294 m) und Platin (5 Pässe, Distanz: 276 km, Höhendifferenz: 7031 m). Und das alles über die schönsten und bekanntesten Alpenpässe der Schweiz: Grimselpass, Nufenenpass, Lukmanierpass, Oberalppass, Sustenpass, Gotthardpass und Furkapass. Nur zwei Wochen vor dem Start konnte ich mich noch für einen der 2500 Startplätze einschreiben. Und wenn ich schon so eine lange Anreise habe, fahre ich natürlich den Alpenbrevet Platin. Oder versuche es zumindestens, denn wer über die Kontrollzeit in Ariolo ist, wird man automatisch auf die kürzere Goldstrecke umgeleitet. Aber der Reihe nach.

Alpenbrevet Platin / Sonne Grimselpass
Erste Sonne am Grimselpass

Start ist bei angenehmen Temperaturen um 6.45 Uhr in Meiringen im Berner Oberland. Alles geht eher ohne Stress vonstatten und man kann sich selbst in die Abschnitte für die geplante Durchschnittsgeschwindigkeit einordnen. Dann rollt das Fahrerfeld über den 2 Kilometer langen Minianstieg und durch die Aareschlucht (Abzweig Große Scheidegg) weiter nach Innertkirchen. Dort zweigt die Strecke rechts ab in Richtung Grimselpass. Von hier sind es ungefähr 26 Kilometer und 1540 Höhenmeter im Anstieg. Es geht nie wirklich steil vorbei an mehreren Staustufen und den dazugehörigen Stauseen. Dann ist das erste Teilziel Grimselpass und die Verpflegungsstation nach 2 Stunden erreicht.

Grimselpass (2165m)

Alpenbrevet Platin / Grimselpass (2165m)
Grimselpass (2165m)

Auf der Südseite geht es 6 Kilometer und über 6 Kehren hinunter nach Gletsch (hier biegt links die silberne Route über den Furkapass ab). Ich rolle weiter abwärts bis nach Ulrichen im Wallis. Dort beginnt die Westrampe mit ungefähr 14 Kilometern Länge und 1100 Höhenmetern zum Nufenen. Das Feld ist inzwischen schon ziemlich auseinander gezogen. Trotzdem geht es noch sehr gut voran bei mir und nach 3,5 Stunden stehe ich am Nufenenpass, der höchste Straßenpass, der komplett in der Schweiz liegt.

Nufenenpass (2478m)

Alpenbrevet Platin / Nufenenpass (2478m)
Nufenenpass (2478m)

Nach der kurzen Verpflegung folgt die 23 Kilometer lange Abfahrt über Betonplatten nach Airiolo im Tessin (hier würde links die goldene Route über den Gotthardpass abzweigen). Ich finde Anschluß an eine ca. 8-köpfige Gruppe, die schön im Wechsel nach Biasca Tempo macht. Hier ist es schon sehr warm und die Pause wird etwas länger.

Der ewig lange Anstieg mit 41 Kilometern und mehr als 1600 Höhenmetern zum Passo del Lucomagno beginnt. Anfangs geht es noch recht flach dahin und erst ab Olivone wird es langsam schöner. Über einige Kehren steigt die Strecke nochmal an und die letzten 3 Kilometer bis zur Passhöhe am Lukmanierpass sind dann wieder flach. 7,5 Stunden und 165 Kilometer liegen an der Verpflegungsstelle nun hinter mir.

Lukmanierpass (1920m)

Alpenbrevet Platin / Lukmanierpass (1920m)
Lukmanierpass (1920m)

Auf der Nordseite geht es 21 Kilometer wieder über Betonplatten hinunter nach Disentis in Graubünden.

Der insgesamt 21 Kilometer lange Anstieg mit fast 1000 Höhenmetern zum Oberalp beginnt. Zusammen mit 4 anderen Rennradfahrern kämpfen wir im Wechsel gegen den starken Wind von vorne. Bis Sedrun zieht sich die Straße flach ins Tal hinein. Nach einem extra Stopp an einem Brunnen in Tschamut beginnt der schöne Teil. Über einige Serpentinen gelange ich nach 9,5 Stunden zum Oberalppass.

Oberalppass (2046m)

Alpenbrevet Platin / Oberalppass (2046m)
Oberalppass (2046m)

Die 11 Kilometer Abfahrt nach Andermatt im Kanton Uri sind schnell gemacht. Durch das Ortszentrum müssen wir eine Schleife fahren, weil das Teilstück durch die Schöllenenschlucht nach Wassen neutralisiert ist.

Dort beginnt der letzte Passanstieg mit 18 Kilometern und 1300 Höhenmetern zum Susten. Nach einigen Kurven führt die Straße immer geradeaus ins Tal. Es ist jetzt nochmal richtig heiss und wirklich anstrengend. Über diesen finalen Anstieg führen ja alle Alpenbrevetrunden. Und ich habe noch nie soviele Radfahrer schieben oder einfach am Boden liegen gesehen. Aber auch die kommen irgendwann durch den Scheiteltunnel, der zur Passhöhe am Sustenpass führt. Fast 12 Stunden bin ich jetzt brutto auf dem Rad.

Sustenpass (2224m)

Alpenbrevet Platin / Sustenpass (2224m)
Sustenpass (2224m)

Noch schnell eine letzte Cola, die Windjacke an und dann hinein in die 27 Kilometer lange rauschende Abfahrt nach Innertkirchen. Inzwischen tun mir die Füße und der Nacken schon langsam weh.

Die 3 Kehren durch die Aareschlucht sind dann auch schnell gemacht und nach 12.26 Minuten Nettofahrzeit bin ich am Ziel in Meiringen.

Fazit: Die Anfahrt ist lang, die Preise sind unverschämt teuer, der Verkehr an so schönen Sommertagen ist hoch, es gibt viele Baustellen, Ampeln und Zugschranken. Und trotzdem: mit dem Rennrad über diese Alpenpässe zu fahren ist wirklich gewaltig. Auch ohne Rennen werde ich sicher nochmal zurückkommen und hier einige Runden drehen. Apropos Rennen: das war wohl mein letztes.

Impressionen Grimselpass, Nufenenpass, Lukmanierpass, Oberalppass und Sustenpass:

Fakten Radmarathon Alpenbrevet Platin:

  • ca. 276 Kilometer
  • ca. 7030 Höhenmeter
  • ca. 12,5 Stunden reine Fahrzeit

Rennradroute Grimselpass – Nufenenpass – Lukmanierpass – Oberalppass – Sustenpass:

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